Ich habe ohne jegliche Erfahrungen mit der Startup-Szene im Basislager angefangen. Dass ich mich überhaupt hier beworben habe, war eigentlich purer Zufall - mir war die Job-Anzeige im Vorbeilaufen ins Auge gefallen. Und weil das, was da stand, ganz interessant klang, und ich einen Praktikumsplatz brauchte, habe ich mich eben beworben.
Schon beim ersten Kennenlernen war mir klar: Das passt! Nicht nur weil meine zukünftigen Kollegen ausnahmslos alle sympathisch waren, sondern auch, weil sich schon dieses erste Gespräch wie eine Kollaboration angefühlt hat. Es ging nicht nur darum, dass ich mich möglichst gut verkaufe, stattdessen haben wir versucht gemeinsame Schnittstellen zu finden und so potenzielle Projekte für mein Praktikum zu identifizieren. Genau diese zwei Faktoren haben dazu geführt, dass ich richtig Bock hatte, im Basislager zu arbeiten. Und zum Glück hatte die Basislager-Crew auch Bock auf mich!
Bock haben
"Bock haben" ist generell ein Grundsatz, der im Startup-Kosmos ziemlich allgegenwärtig ist. Dass Menschen ihr Geld gern mit etwas verdienen möchten, das ihnen Spaß macht, ist nichts Neues - dass die meisten sich dann mit einem Job abfinden, der sie nicht selbstmordgefährdet macht, auch nicht. Eine Realität die im Startup-Kosmos nicht akzeptiert wird. Die Menschen, die mir im Basislager begegnet sind, haben mir mehr als nur einmal gesagt, dass sie nur noch machen was ihnen Spaß macht. Klingt privilegiert - ist es vielleicht auch - aber die meisten haben für dieses Privileg hart gearbeitet und waren bereit, ein Risiko einzugehen.
No risk, no fun
Ich habe auch gelernt, dass es ohne Risiko nicht geht, wenn man seinen Traum verfolgen, seine Idee umsetzen, oder einfach seine Arbeitszeiten selbst bestimmen will. Viele Gründer*innen stecken eigenes Kapital in ihre Firmen und gehen damit ein großes persönliches Risiko ein. Es ist mit Sicherheit ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Arbeit die man macht in die eigene Idee und Weiterentwicklung fließt, statt in die Taschen eines gesichtslosen Konzerns. Gleichzeitig lebt man aber auch mit einem ganz anderen Level von Stress, wenn man ohne das Sicherheitsnetz der festen Anstellung arbeitet.
Nach der Arbeit ist vor der Arbeit
Das Gefühl, irgendwie nie fertig zu sein kenne ich schon aus dem Uni-Alltag. Es stimmt, als Studentin muss ich nicht früh aufstehen und ich muss auch keine 8 Stunden am Stück arbeiten. Ähnlich ist es im Startup-Kosmos, wo viele Unternehmen nach New-Work-Ansätzen mit flexiblen Arbeitszeitmodellen arbeiten. Was aber oft übersehen wird, ist dass diese Offenheit in zwei Richtungen wirkt: Als Studentin bin ich nie fertig - ich kann immer noch mehr lernen, dieses wichtige Buch noch lesen, noch ein interessantes Projekt anfangen und mich in jenem Bereich weiterbilden. Ähnlich ist es für Gründer*innen: Man hat zu viel Arbeit und zu wenig Zeit um jemals fertig zu sein. Deswegen sitzen diese Menschen, die oftmals erst 10:30 Uhr im Büro sind, dann auch 20:00 Uhr noch da - wenn andere schon seit drei Stunden zu Hause sind und nicht mehr über ihre Arbeit nachdenken. Das ist der Preis den man für flexible Arbeitszeiten und Selbstverwirklichung zahlt.
Community
Die Möglichkeit sich ein Netzwerk aufzubauen, ist aus meiner Sicht der beste Grund für Startups oder Freelancer in einen Coworking Space zu ziehen. Ohne Community geht im Startup-Kosmos nämlich nichts. Zuerst einmal tut es gut von Menschen umgeben zu sein, die die eigene Lebensrealität verstehen, vielleicht einige der eigenen Sorgen und Wünsche teilen. In einem Coworking Space zu arbeiten bedeutet aber auch von den unterschiedlichsten Menschen mit den verschiedensten Fähigkeiten umgeben zu sein und das macht real-life skillsharing natürlich verdammt einfach. Menschen in dieser Community kennen zu lernen ist außerdem erstaunlich leicht, weil sich ein Maß an Offenheit, Neugier und Freundlichkeit durch diese Community zieht, das ich sonst nur aus meinen Volunteer-Zeiten kenne.
Was an der Startup/Coworking-Community noch toll ist? Irgendwer kennt immer irgendwen - egal ob du Angestellte suchst, einen Steuerprüfer, einen Fotografen oder einen neuen Gig - die Chancen, dass dir jemand aus der Community helfen kann, sind enorm.
Möglichkeiten, Möglichkeiten
Im Startup-Kosmos lauert hinter jeder Ecke eine neue Möglichkeit, man muss sie nur sehen und bereit sein, danach zu greifen. Als Studentin der Geisteswissenschaften habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie und wo ich mal einen Job bekommen soll. Insbesondere weil die Standard-Antwort auf "Ich studiere Anglistik" anscheinend "Willst du Taxifahrerin werden?" ist - die Frage ist umso gemeiner wenn man bedenkt, dass das Berufsbild "Taxifahrer*in" jetzt auch nicht das Zukunftsträchtigste ist #clevershuttle. Durch das Basislager habe ich eine Welt kennen gelernt, in der so ziemlich niemand einen geradlinigen Lebenslauf hat - hier geben sich Quereinsteiger und Studienabbrecher die Klinke in die Hand. Und gerade diese Menschen haben Erfolg - weil sie ihre Möglichkeiten gesehen und ergriffen haben.
Was ich aus meiner Zeit im Basislager mitnehme?
Es lohnt sich Risiken einzugehen, mit Menschen sprechen hilft, und Möglichkeiten, die hinter der nächsten Ecke lauern, sollte man ergreifen. Startup-Kosmos, ich komme wieder! Aber erstmal Bachelor Arbeit...